Alltag und Aufgaben in Mimi’s Refuge

Die Tiergesundheit, die Möglichkeit für die Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben, und ihr Wohlbefinden lagen mir schon immer sehr am Herzen. Bereits als Kind habe ich zum Leidwesen meiner Eltern immer wieder tierische Feriengäste oder kranke und verlassene Tiere mit nach Hause gebracht. Alle wurden immer liebevoll aufgenommen und viele sind für immer geblieben. Da wurde wohl der Grundstein für meine heutige, ehrenamtliche Tätigkeit von der Pflegestelle Mimi’s Refuge gelegt.

Nicht jede Katze hat das Glück in Geborgenheit aufzuwachsen. Dementsprechend unterschiedlich sind ihre Charaktere. Anhängliche, verschmuste, aufmerksame, neugierige, zutrauliche und aufgeweckte Katzen brauchen ebenso Hilfe wie scheue, zurückgezogene, vorsichtige, unnahbare und verstossene Katzen.

Ein schönes, katzengerechtes Zuhause, liebevolle Pflege, Spiel- Lernstunden und viel Einfühlungsvermögen sind Voraussetzungen für diese verantwortungsvolle Aufgabe einer Pflegestelle.

Für viele Tiere ist eine gute Pflegestelle die Grundlage für ein neues, besseres Leben.
Wir helfen ihnen körperlich und seelisch wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Bei vielen unserer Schützlinge spielt der Tierarzt eine zentrale Rolle. Diese Zusammenarbeit ist das A und O für ein gesundes und glückliches Katzenleben! 

Der persönliche Kontakt zwischen Mensch und Katze ist sehr wichtig, gerade bei Vorfällen wie dem Verlust des bisherigen Daheims oder – noch schlimmer – wenn die Katze vorher nie ein Zuhause hatte. .
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Ich versuche immer auf die individuellen Bedürfnisse eines Schützlings einzugehen und Krankheiten und Gebrechen so früh als möglich zu erkennen. Auf einer Pflegestelle ist dafür meist mehr Zeit vorhanden als in einem Tierheim. Im Allgemeinen sind die Pfleglinge hier auch weniger Stress ausgesetzt, da es nicht zu viele Katzen gibt. .
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Hier haben alle die Zeit sicher anzukommen, alles kennen zu lernen und ihr Verhalten zu anzupassen bzw zu verändern. Viele Tiere müssen erst einmal runter und zu Kräften kommen. Diese Zeit und Geduld muss eine Pflegestelle mitbringen und dies erleichtert es dann enorm um mit den Katzen zu arbeiten und für sie später ihr ForeverHome zu finden. Es gibt Katzen, die nichts lieber möchten, als dauernd auf ihren menschlichen Partnern herumzuturnen, wie es auch Einzelgänger gibt. Ebenso gibt es wilde, scheue Katzen oder gar Angstkatzen, die Panik vor Kindern, Lärm, Hektik oder anderen Hausgenossen haben. Jeder Schützling hat seine eigenen Bedürfnisse – und die stehen für mich immer an erster Stelle. Manchmal verstehen das nicht immer alle Adoptanten. Oft sehen sie halt nur das Äussere und haben nur eine Momentaufnahmen und ihr Wunschdenken. Aber das gehört eben auch zu den Aufgaben einer guten Pflegestelle. Es sollen ja beide Seiten langfristig glücklich miteinander werden. .
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Eine wichtige Aufgabe ist es, sich die nötige Zeit nehmen, um das richtige Zuhause mit den passenden Menschen zu finden. Eine Vorkontrolle vorzunehmen um sich besser kennenzulernen, ein Bild vor Ort machen zu können (zB Beurteilung der Verkehrslage), sowie nach der Vermittlung mit Informationen und falls nötig Hilfe oder Ratschlägen zur Seite zu stehen.

Kinderstube und Handaufzucht

Leider kommt es hin und wieder vor, dass Katzenwelpen mutterlos aufgefunden werden oder eine Katze nicht in der Lage ist, ihre Jungen zu versorgen. Im Oktober 2020 ist ein Wurf von fünf Kitten zur Welt gekommen, wo die Mutterkatze selber leider keine Milch geben konnte und die Kitten von Hand aufgezogen werden mussten. Das bereitet viel Freude, ist aber auch nahezu eine Vollzeitbeschäftigung – und nicht immer ganz einfach. Zum Glück hatte ich mit dem Team von VetPlus aus Hagneck und dem Team von Handicapcats Schweiz sowie Freunden, die vorbeikamen und beim «Schöppelen» und Bäuchlein-Massieren halfen, wertvolle und kompetente Hilfe.

Anbei ein paar Tipps und Erfahrungen aus dieser Zeit und wie aus Handzuchten soziale Katzen werden:

Wenn Katzenmütter oder andere Katzen freundlich und souverän mit den Welpen umgehen, lasse ich sie einen Teil der Erziehung übernehmen. Dabei erlernen die Kleinen beim sozialen Spielen ein vernünftiges Sozialverhalten.

Sobald ein junges Kätzchen die siebente oder achte Lebenswoche erreicht hat, nicht immer sofort nachgeben, wenn es nach Nahrung verlangt. Es darf auch mal einige Minuten warten. So lernt es ein bisschen Geduld und Warten.

  • Die Kitten sollen sich von Anfang an daran gewöhnen, mit einer weichen Babybürste oder einem feuchten, angewärmten Frotteelappen gesäubert zu werden. Ich ignoriere ihr Protestgeschrei und die Gegenwehr in Form rudernder Pfoten weitgehend, indem ich sanft, aber konsequent weitermache. So wie wenn die Mutter sie mit ihrer Zunge putzen würde, übernimmt dies der Frottéelappen.
  • Ich höre mit der Pflege auf, wenn sich das Kitten ruhig verhält.
  • Zwischen der (etwa) zweiten und siebten Lebenswoche sollen die Kitten unter einwandfreien hygienischen Bedingungen – desinfizierte Hände, Fussüberzieher benutzen – mehrmals anderen Menschen begegnen.
  • Lärm und ungewohnte Geräusche wie etwa jene von Haarföhn oder Kaffeemaschine sollen sie früh kennenlernen.
  • Sobald sie das «Klo-Management» verstanden haben und einhalten und alles kittengerecht eingerichtet ist, dürfen sie die ganze Wohnung erkunden. Damit werden sie in den Alltag integriert und gewöhnen sich automatisch an weitere Geräusche und Abläufe.
  • Die Kitten sollten an andere Tiere, z.B. Hunde, und an Kinder (nicht zu kleine Kinder, da diese ihre Kraft noch nicht einschätzen können) gewöhnt werden. Die Prägephase ist wichtig und alles was sie da lernen, hilft ihnen fürs ganze Leben weiter.

Anbei ein sehr guter detaillierter Wegweiser von NetAp zum Thema Handaufzucht: